Interview mit Leon Schmahl – Natural Bodybuilding, Training und Ernährung

Vielen von euch, die sich mit Kraftsport und Bodybuilding, beschäftigen wird Leon Schmahl schon länger ein Begriff sein. Er wurde 2013 Gesamstiger bei der Deutschen Meisterschaft im Natural Bodybuilding. In meinem Interview mit Leon Schmahl sprechen wir über seine Zukunftspläne, Krafttraining, Ernährung und über viele weitere Themen rund ums Thema Bodybuilding und Fitness. Viel Spaß beim Lesen!

Leon Schmahl Interview Natural BodybuildingTobi: Hi Leon, vielen Dank dass du dir für dieses Interview Zeit genommen hast. Am besten du erzählst erst mal ein bisschen etwas über dich. Was machst du wenn du nicht gerade im Gym bist, wie bist du zum Bodybuilding gekommen und wann hast du dich für die Bühne entschieden?

Leon: Hallo Tobi, wenn ich nicht gerade im Gym bin, bin ich in der Schule und unterrichte Mathe und Sport. Außerdem spiele ich Gitarre und verbringe viel Zeit mit meiner Freundin und meinen Freunden. Auf dem Fußballplatz trifft man mich ab und zu auch noch an. Früher wollte ich Fußballprofi werden und war eigentlich nur im Fitnessstudio, um meine fußballerischen Leistungen zu steigern. Nach mehreren Verletzungen hatte ich die Fußballschuhe erstmal an den Nagel gehängt und mich dem Kraftsport gewidmet. Da ich immer schon gut veranlagt war und mein Leben lang Leistungssport betrieben habe, machte ich schnell Fortschritte. Ein Wettkampfbodybuilder aus meinem Gym lobte meine Statur und Symmetrie und bot mir an mich auf meinen ersten Wettkampf vorzubereiten.

Tobi: Na dann kannst du ja froh sein diesen Schritt gewagt zu haben. Was waren deine größten Erfolge bisher und was sind deine Wettkampf Pläne für die Zukunft?

Leon: Mein erster Erfolg war es schon mit 23 Jahren Gesamtsieger der Athletikklassen bei der Westdeutschen Meisterschaft des NAC zu werden. Meine Bestform erreichte ich vier Jahre später (2013) und wurde Gesamtsieger und Sieger im Schwergewicht bei der Deutschen Meisterschaft im Naturalbodybuilding.

Momentan schaue ich mir viele Wettkämpfe an, um mir ein Bild von verschiedenen Verbänden zu machen. In Deutschland würde ich in Zukunft gerne bei der Dbfv/Ifbb im Classic-Bodybuilding starten. Ich habe mich bei der NAC immer sehr wohl gefühlt, aber dort beträgt mein Gewichtslimit in der Athletikklasse bei 1,83cm nur 87kg. Bei der Classic-Ifbb darf ich 91kg wiegen, was genau meiner Wettkampfform entspricht. Als Naturalbodybuilder habe ich in den Bodyklassen keine realistische Chance zu gewinnen, denn mein Limit habe ich langsam erreicht. Da ich eine Pro-Card besitze könnte ich jeder Zeit bei einer Weltmeisterschaft im Naturalbodybuilding teilnehmen. Mein größter Traum sind allerdings die Arnold-Classics.

Tobi: Ja, wer würde nicht gern Arnold nach dem Sieg die Hand schütteln! Welchen Tipp hast du für jemanden der auch gerne auf die Bühne möchte und nicht weiß wie er das anstellen soll? Wie hast du deinen Verband ausgesucht und welche Unterschiede gibt es zwischen den Bodybuilding Verbänden?

Leon: Ich würde mir einen erfahrenen Coach suchen und mich komplett auf ihn einlassen. Es muss jemand sein, dem du vertraust und der auf deine persönlichen Bedürfnisse eingeht. Auf keinen Fall sollte man sich von anderen verwirren lassen. Mit der Zeit lernt man auf seinen eigenen Körper zu hören.

Damals habe ich mir den NAC ausgesucht, weil die Athletikklasse genau zu meinem Körpergewicht gepasst hat. Die Verbände unterscheiden sich sowohl in der Einteilung der Gewichtsklassen und der Bundesländer als auch bei Kleinigkeiten wie den Posingbestimmungen und der Farbnutzung. Ich empfehle jedem sich einen Verband auszusuchen, bei dem man realistische Chancen hat und wo das Körpergewicht und Körperbild gut in die entsprechende Klasse reinpasst.

Tobi: Ein Großteil der Trainierenden wirft leider nach ein paar Wochen oder Monaten wieder das Handtuch weil die Erfolge nicht so schnell kommen wie erwartet. Was rätst du jungen Leuten die nach einem halben Jahr deprimiert sind weil sie noch keinen 45er Oberarm haben?

Leon: So hart es klingen mag, entweder man ist Bodybuilder aus Leidenschaft oder man ist es eben nicht. Es ist jedoch von Vorteil in einem guten Gym zu trainieren und motivierte Trainingspartner zu haben. Bevor man nach ein paar Monaten aufgibt sollte man verschiedene Trainingssysteme ausprobieren. Nur so kann man Trainingssysteme finden, auf die der eigene Körper anspricht.

Tobi: Trainierst du nach einem speziellen Trainingssystem wie HIT, PITT oder GVT? Wie sieht eine normale Trainingswoche bei Leon Schmahl aus?

Leon Schmahl im InterviewLeon: Ich bin davon überzeugt, dass man Trainingssysteme abwechseln sollte und nie zu lange ein und dasselbe System verfolgen sollte. Ich habe schon fast jedem System eine Chance gegeben und werde dies auch weiterhin tun. Zu Beginn meiner Laufbahn habe ich mit guten Zuwächsen ein klassisches Volumentraining ausgeführt. Seit einigen Jahren bin ich sehr angetan von HFT und Max Ot. Ich trainiere primär im Bereich von 4-8 Wdh und habe am meisten Erfolg mit Systemen, die diesen Wiederholungsbereich als Grundlage haben. Die Trainingswoche gestalte ich nach dem jeweiligen System. Ich trainiere vier bis sieben mal die Woche für 60-90min am Tag.

Tobi: Damit hast du wohl recht, es gibt kein Geheimsystem das bei jedem gleich gut funktioinrt. Was ist deine absolute Lieblingsübung und welche Übung kannst du überhaupt nicht ab?

Leon: Ich habe viele Lieblingsübungen. Insbesondere machen mir die Grundübungen wie z.B. Kniebeugen, Kreuzheben und Überkopfdrücken Spaß, weil man sich hier stetig mit dem Gewicht steigern kann. Müsste ich mich entscheiden, wären Dips meine Lieblingsübung. Ich mag überhaupt kein Bauchtraining, aber mache es natürlich trotzdem, manchmal leider nur als Alibi :)

Tobi: Naja, wer schwer beugt und hebt der hat das Bauchtraining ja auch gleich Inklusive und deine Bauchmuskeln scheinen gut darauf anzusprechen. Lass uns ein bisschen über das Thema Ernährung sprechen. Befolgst du ein festes Konzept wie Atkins oder Intermitten Fasting? Wie sieht deine Ernährung im Aufbau und im Gegensatz dazu in der Wettkampfvorbereitung aus?

Interview mit Leon SchmahlLeon: Genau so wie beim Training variiere ich auch meine Ernährungsstrategien. Dies richtet sich nach Zielsetzung und Alltagsbelastung. Zuletzt war ich total positiv überrascht vom Carbbackloading. Die Zuwächse waren ausgesprochen gut und vor allem war das Energielevel über den ganzen Tag weg sehr hoch. Abgebrochen habe ich es nur, weil ich jetzt über die Sommermonate, in denen ich oft Abends etwas unternehme, nicht so sehr an das große Abendessen gebunden sein möchte. Nach einem halben Jahr mit diesem System brauchte ich mal wieder Abwechslung.

In der Offseason sind Kohlenhydrate mein primärer Brennstoff. Sie machen 40-60% der Gesamtkalorien aus. Während der Diät setze ich primär auf Fette. Meine erfolgreichste Diät letztes Jahr gestaltete ich komplett low-carb mit einem Ladeabend pro Woche (einmal im Monat hatte ich einen ganzen Ladetag).

Tobi: Geht mir auch so, hatte mit Low Carb die besten Erfahrungen bisher. Wie siehts mit Supplemeten aus? Welche Supps machen aus deiner Sicht Sinn und welche sind für die Tonne?

Leon: In meinen Augen machen eigentlich nur Supplements Sinn, deren Wirkung spürbar ist. Ich spüre signifikante Kraftsteigerungen bei der Einnahme von Kreatin und Beta-Alanin. Rausgeschmissenes Geld ist es meiner Meinung nach das Konsumieren einzelner Aminosäuren. Ein gutes Wheyprotein ist da sicherlich ausreichend.

Tobi: Schön zu hören, dass auch von einem Bühnenathleten keine übertriebenen Supplement-Kuren gefahren werden. Für wie wichtig hältst du Disziplin, Durchhaltevermögen und Geduld in unserem Sport? Was unterscheidet deiner Meinung nach den 17 Jährigen der nach 3 Monaten nicht mehr ins Gym geht und den 17 Jährigen der 4 Jahre das Training durchzieht und in Topform auf der Bühne steht?

Leon: Wie schon angedeutet, denke ich, dass es um Leidenschaft geht. Ich denke überhaupt nicht an Disziplin, Durchhaltevermögen und Geduld, denn das kommt automatisch, weil ich einfach Spaß am Training habe und meine Fortschritte feier, egal wie klein sie sein mögen. Neben dem Aspekt der Leidenschaft spielt es eine Rolle welcher Persönlichkeitstyp man ist. Auf der einen Seite gibt es den Typen, der alles gerne mal so ein bisschen ausprobiert und auf der anderen Seite den Typen, der verbissen an dem Erreichen seines Zieles arbeitet.

Tobi: Wahre Worte, für viele ist das leider leichter gesagt als getan. Damit kommen wir auch schon zum nächsten Thema: Wie motivierst du dich selber weiter zu machen und im Training deine Grenzen immer weiter nach oben zu verschieben?

Leon Schmahl Artikel BodybuildingLeon: Bei mir spielt Visualisierung eine wichtige Rolle. Das bedeutet, dass ich zum ersten einen bestimmten Gegner vor Augen habe, den ich unbedingt schlagen will und zum anderen ein Schönheitsideal vor Augen habe, welches ich erreichen will. Durch mein besonderes Körpergefühl nehme ich die Entwicklung meines Körpers sehr bewusst war und spüre die Fortschritte. Ich bin dankbar für jede kleinste Entwicklung und strebe gleichzeitig immer nach ein wenig mehr.

Tobi: Danke, sehr Interssant. Was steht auf der To-Do Liste von Leon Schmahl für das restliche Jahr 2014?

Leon: Im Jahr 2014 möchte ich vor allem meine Off-Season genießen, was nicht nur heißt, dass ich mir leckere Dinge gönnen will, sondern mir auch mehr Zeit für Freunde und andere Hobbies nehme. Im Training versuche ich ganz besonderes an meinen Schwachstellen (Bizeps und Waden) zu arbeiten, ohne die anderen Körperpartien zu vernachlässigen.

Über Leon Schmahl:

Hallo liebe Kraftsportkollegen, ich bin Leon Schmahl, leidenschaftlicher Kraftsportler. Ich bin Deutscher Meister im Naturalbodybuilding und würde mich freuen, wenn ihr meine nächste Wettkampfvorbereitung miterlebt. Liked dafür meine Seite „Leon Schmahl – German Natural Bodybuilder“, auf der ich spätestens in der nächsten Wettkampfphase sehr intensiv über meinen Lifestyle berichte.

 

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Tobias Bantle